Baumfällung in Lippstadt

Am Donnerstag, 26. Oktober 2023 wurde er gefällt – ein ca. 90 Jahre alter japanischer Schnurbaum mit einen Brusthöhenumfang von ca. 2,40 m. Er stand genau an einer Grundstücksgrenze in der Ferdinandstraße 15 in Lippstadt. Jahrzehntelang hat sich niemand beeinträchtigt gefühlt bzw. alle haben sich mit dem Baum arrangiert.

Nun veranlasste ein zugezogener neuer Nachbarn zusammen mit seinem Vermieter durch einen Rechtsanwalt, dass der Baum gefällt wird. Alle Angebote der Nachbarschaft, ihn durch Rückschnitt, Laubsammeln etc. zu entlasten, interessierten nicht: Der Baum musste weg und das Gesetz ist auf seiner Seite.

Leider hat Lippstadt keine Baumschutzsatzung, der letzte Antrag auf eine solche wurde 2021 vom Stadtrat abgelehnt. Im Mai 2022 zerstörte der Tornado Emmelinde einige tausend Bäume in Lippstadt.

Offener Brief der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zum Sachverhalt:

Sehr geehrte Frau Freigang,

wir von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind bestürzt über die bevorstehende Fällung dieses wunderschönen, großen Baumes, der mit seinen 90 Jahren ökologisch und für die Klimaresilienz von besonderer Bedeutung für Lippstadt und seine Anwohner ist.

Diese Beispiel steht symtomatisch für viele andere Baumfällungen dieser Art, denen wir in Lippstadt nur fassungs- und tatenlos zuschauen können, da uns aufgrund der fehlenden Baumschutzsatzung jegliche Handhabe fehlt.

Als im Umwelt-, Bau- und Mobilitätsausschuss am 17.03.2021 über den Antrag der Wiedereinführung einer Baumschutzsatzung diskutiert wurde, kam immer wieder das Argument, dass die Bürger doch schon von sich aus verantwortungsvoll mit ihren Bäumen umgehen würden und wir kein Recht hätten, ihnen in ihr Eigentum reinzureden. Unsere Einwand, dass Eigentum auch Verpflichtung im Sinne des Allgemeinwohls mit sich bringt, interessierte leider nicht. Und gerade Ihr Fall zeigt, dass es besonders beim Wechsel der Eigentümer von alten Grundstücken, zu einer großen Anzahl an Fällungen von Bäumen kommt; entweder der neu erworbenen, eigenen Bäume, oder wie bei Ihnen, die Beschwerde eines neuen Nachbarn, der das „Recht“ auf seiner Seite hat.

Wir kämpfen in dieser Stadt um jeden Baum. Das Grünflächenamt ist am Limit, seitdem der Tornado unsere Stadt heimgesucht hat. Der Verein „Lippstädter Grün“ engagiert sich personell und finanziell um Bäume wieder anzupflanzen und da kommt ein Bürger daher und erzwingt aus rein persönlichen Interessen die Fällung dieses Baumes.

Man kann nur an die lippstädter Politiker, die sich bisher immer gegen eine Baumschutzsatzung gestellt haben, appellieren ihren Widerstand endlich aufzugeben, damit sich so etwas in Zukunft nicht wiederholen kann.

 

Mit freundlichen Grüßen

Beate Tietze-Feldkamp, Elisabeth Körner