Wie können wir eine Klimakatastrophe noch vermeiden?
Vortrag von Dr. Udo Engelhardt
Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass sich die Auswirkungen der globalen Klimakrise in den letzten Jahren deutlich beschleunigt haben, mit immer extremer werdenden Auswirkungen auf die Stabilität der Ökosysteme und Lebensräume unseres Planeten.
Besonders die Nähe zu sogenannten klimatischen Kipppunkten, von denen die meisten im Bereich von nur +1,5º-2ºC globaler Erwärmung liegen, geben Grund zu großer Besorgnis. Ein Überschreiten der, im Pariser Klimaabkommen von 2015 definierten Ziele, würde nachweislich einige, dann nicht mehr umkehrbare, Kettenreaktionen auslösen, die zu nicht mehr tolerierbaren Veränderungen des globalen Klimas führen würden. Der aktuelle, im März 2023 veröffentlichte, Synthesebericht des Weltklimarats der Vereinten Nationen (UN-IPCC) zeigt, welch drastische Maßnahmen in den nächsten Jahren ergriffen werden müssen, um ein großflächiges Eintreten klimatischer Kipp-Punkte noch zu vermeiden.
Der Vortrag präsentiert einen aktuellen Zustandsbericht des globalen Klimas und erläutert die fundamentalen Zusammenhänge zwischen klimarelevanten Ereignissen, wie Hitzesommern, Starkregen und massivem Schneefall, schmelzendem Eis an den Polen, auf den Gletschern, und im Bereich des Permafrosts, sowie dem Anstieg des Meeresspiegels und dem weltweiten Absterben der Korallenriffe. Die zu erwartenden Auswirkungen dieser globalen Trends auf das Klima in Deutschland werden beschrieben. Warum die aktuellen klimatischen Trends für uns so gefährlich sind, wird anhand einer Rekonstruktion des Erdklimas der letzten 65 Millionen Jahre erläutert. Neueste wissenschaftliche Prognosen über die zu erwartende Entwicklung des Klimas belegen, dass ohne eine drastische Reduzierung globaler Emissionen in den nächsten Jahren, ein Rückfall in die klimatischen Bedingungen vergangener erdgeschichtlicher Epochen vorprogrammiert ist.
Unter den dann zu erwartenden Bedingungen, wäre das Überleben heutiger Ökosysteme und der menschlichen Zivilisation extrem unwahrscheinlich. Internationale Kollaboration auf allen Ebenen ist dringend notwendig, um einen fatalen Kollaps unseres Klimasystems gerade noch abzuwenden.
Die beobachteten klimatischen Veränderungen der letzten Monate (Frühjahr/Sommer 2023) sind extrem besorgniserregend. Der Beginn einer neuen El Nińo Phase im Pazifik, in Kombination mit einer Rekord-Erwärmung der Ozeane und Rekord-Schmelze des Antarktischen Meereises, läßt jetzt schon auf neue Rekordtemperaturen und massive Extremwetterereignisse in den nächsten Jahren schliessen – und das aller Warscheinlichkeit nach weltweit!
Das zeitnahe Erreichen sozialer Kipppunkte, an denen effektiver Klimaschutz nicht nur eingefordert, sondern auch effektiv umgesetzt wird, ist dafür absolut notwendig … und zwar deutlich vor dem Erreichen der prognostizierten klimatischen Kipp-Punkte! Nur ein globales Umdenken und gesamtgesellschaftliches Handeln zur Abwicklung fossiler Energiesysteme kann eine Klimakatastrophe noch verhindern. Die Zeit dafür ist knapp … wir Alle leben im Jahrzehnt der Entscheidung!
Dr. Udo Engelhardt ist Meeresbiologe und seit mehr als 25 Jahren Klimafolgenforscher. Er arbeitete 10 Jahre lang für die Nationalparksverwaltung für das Große Barriere Riff (Great Barrier Reef Marine Park Authority) in Townsville, Australien, und war Leiter eines Forschungsprogramms zum Monitoring und der Kontrolle von Fressfeinden der Korallen. Danach war er 5 Jahre lang wissenschaftlicher Leiter einer Weltbank-finanzierten Studie zu den Auswirkungen der Korallenbleiche auf den Seychellen. Er ist der Gründer-Direktor des D’Arros Research Centre in den Amiranten (ebenfalls auf den Seychellen). In den letzten Jahren liegt der Schwerpunkt seiner Arbeit verstärkt auf der Analyse und Kommunikation globaler Klimatrends und Prognosen. Als ‚Chief Scientist’ von ‚The Climate Task Force‘ liefert er die wissenschaftlichen Grundlagen zur Umsetzung transformativer Maßnahmen zur Einhaltung definierter Klimaziele in Städten und Unternehmen, wie z.B. der Erreichung der Klimaneutralität bis 2030. Seit 2021 fungiert er außerdem als Botschafter für den Klimapakt der Europäischen Union (EU Climate Pact Ambassador).