„Ohne Gegenstimme in den Himmel“
Die Lippstädter Grünen trauern um ihr Gründungsmitglied Heinrich Walter, das am 1. September im Alter von 82 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit gestorben ist.
Der Ingenieur und Fotograf kehrte nach Jahren in Stuttgart, Darmstadt, Frankfurt und Bielefeld in seine Geburtsstadt Lippstadt zurück, um hier als Berufsschullehrer zu arbeiten und gründete zusammen mit jungen Menschen 1983 den Ortsverband der Grünen, in dem er fast bis zu seinem Tod über viele Jahrzehnte aktiv mitwirkte.
Politisch geprägt vom Geist der 68er und der außerparlamentarischen Opposition setzte er sich schon früh für bürgerschaftliches Engagement ein, für die Friedens- und die Anti- Atomkraftbewegung sowie vor allem für die Menschenrechte. Deshalb gründeten er und seine Frau Anne zusammen mit einer kleinen Gruppe von Gleichgesinnten in Lippstadt eine Sektion von „amnesty international“, die sich schon in den frühen 80er Jahren u.a. der geflüchteten Menschen in der Region annahm. Dabei halfen Heiner Walter sein Interesse an anderen Kulturen, seine völlig vorurteilsfreie Art gegenüber sozialen und ethnischen Minderheiten sowie seine Suche nach praktischen Lösungen für die Alltagsprobleme der Geflüchteten aus El Salvador, Äthiopien oder später aus dem früheren Jugoslawien, bald deren Vertrauen zu gewinnen.
Neben diesem Engagement war es dem passionierten Fahrradfahrer wichtig, als Ratsmitglied und später Kreistagsmitglied an der Reform verkrusteter politischer Strukturen zu arbeiten sowie das damals noch belächelte und als völlig unwichtig erachtete Thema Umwelt- und Artenschutz zusammen mit der Fraktion – oft vergeblich, aber immer hartnäckig – in die Kommunalpolitik zu tragen. Seine unkomplizierte und unkonventionelle humorvolle Art sowie seine bis zuletzt immer noch starke Zuversicht, dass wir Menschen die großen Herausforderungen und Konflikte unserer Zeit wie die Klimakrise und das Artensterben, die eklatante soziale Ungerechtigkeit weltweit sowie die militärische Hochrüstung doch noch meistern können, machten es ihm einfach, auch mit dem politischen Gegner im Gespräch zu bleiben. Heinrich Walter, der die Gedichte und Lehrstücke von Bertolt Brecht und Georg Kreisler liebte, verlor auch in der schweren Krankheit nicht seinen Humor, als er kurz vor seinem Tod noch scherzte: „Heinrich Walter – bei einer Enthaltung ohne Gegenstimme in den Himmel, kaum zu glauben“.