Lippstädterinnen Frauentag 2022

Internationaler Frauentag 2022

Vier Lippstädterinnen stellvertretend für all die mutigen Frauen weltweit

Maria Regina Meyenberg

Die in Holzminden geborene Maria Regina Meyenberg war die erste Lehrerin für die weibliche Jugend in Lippstadt. Sie wurde 1774 engagiert, um die Lippstädter Mädchen in Handarbeiten und Putzmacherei zu unterrichten, also in der Fertigung und Verzierung von feinen Hauben und Hüten.

Besonders bemerkenswert ist, dass sie auch zur Unterrichtung der französischen Sprache eingestellt wurde. Sprachunterricht für Mädchen, war zu jener Zeit sehr fortschrittlich.

Bezahlt werden sollte Frau Meyenberg durch das anfallende Schulgeld sowie eine Beihilfe der Stadt in Form von Heizmaterial. Dies gestaltete sich allerdings schwieriger als gedacht, da weniger Schülerinnen als angekündigt kamen. Auch die zugesagte Holzlieferung fiel zunächst geringer aus als zugesagt (vermutlich eine Sparmaßnahme zur Haushaltskonsolidierung). Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten war Frau Meyenberg mindestens von 1774 bis 1780 in Lippstadt tätig.
Nach ihr wurde die Meyenbergstraße westlich der Wiedenbrücker Straße benannt.

Maria Brandt
1893 begann Maria mit 14 Jahren eine 2-jährige Lehre als Näherin.

Nach 3 Jahren Festanstellung im Ausbildungsbetrieb belegte sie einen 8-wöchigen Kurs an der „Große Berliner Schneiderakademie“. Sie kehrte anschließend nach Lippstadt zurück und eröffnete an der Cappelstraße einen eigenen Betrieb als Näherin.

Zu Beginn bestand Gewerbefreiheit, ab 1913 jedoch durfte nur noch ausbilden, wer das 24. Lebensjahr erreicht hatet und den Meistertitel führte. Dies war aufgrund der fehlenden beruflichen Fortbildungsmöglichkeiten für Frauen den Männern vorbehalten. Die für Lippstadt zuständige Handwerkskammer Dortmund erteilte die Genehmigung auch für diejenigen, die 1913 belegen konnten, dass sie mindestens seit 5 Jahren selbständig einen Betrieb führten.

Viele Frauen nutzten die Gelegenheit und wiesen ihre Tätigkeit durch Bescheinigungen und Empfehlungsschreiben nach. Im Gegensatz zu den Männern erhielten sie zwar die Genehmigung zur Ausbildung, nicht jedoch zur Führung des Meistertitels.

Daraufhin gründet eine Gruppe um Maria Brand den „Fachverein der selbständigen Schneiderinnen, Putzmacherinnen und Friseusen“. Zu den Zielsetzungen gehört neben der Angleichung der Ausbildung von männlichen und weiblichen Auszubildenden, die Wählbarkeit von Frauen in Vorstände von Ausschüssen der Innungen sowie der Handwerkskammer.

Auch im ersten Weltkrieg war der Fachverband aktiv, um die Ausbildung der Mädchen zu gewährleisten.

Ab 1919 konnte der Fachverein zu einer Innungsorganisation umgewandelt werden und somit männlichen Organisationen gleichgestellt werden. Trotz einiger Widerstände im Rat der Stadt wurde im Jahr 1926 eine Fortbildungsschule für Mädchen gegründet.
Maria Brandt wurde in diesem Zusammenhang Mitglied des Prüfungsausschusses der Handwerkskammer Dortmund und Obermeisterin der Schneiderinneninnung. Sie führte ihren Betrieb bis zum 79. Lebensjahr und erhielt den Titel einer Ehrenobermeisterin. Maria Brandt verstarb im Alter von 88 Jahren.

Gisela Pollok

Die Frau, die die Lippstädter Frauenpolitik gegen massive Widerstände aus dem Dornröschenschlaf geweckt hat.

Gisela Pollok erhielt nach Abschluss ihres Studiums in Sozialwissenschaften und Pädagogik eine Zuweisung nach Lippstadt und arbeitet ab 1979 am Evangelischen Gymnasium. Rund 10 Jahre später begann sie sich auch über das private Umfeld hinaus politisch zu engagieren.  Sie wurde Mitglied der Grünen und engagierte sich für ihre Hauptthemen Frauen- und Schulpolitik.

Trotz großer Widerstände wurde 1990 der „Beirat für die Fragen der Gleichstellung von Frau und Mann“ gegründet, Gisela Pollok wurde zur Vorsitzenden. Mit Unterbrechung war sie gut 15 Jahre Vorsitzende des Gremiums. In dieser Zeit setzte sie sich für viele Themen wie Gewalt gegen Frauen, Sexueller Missbrauch, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Frauenförderplan für die Stadtverwaltung, Frauen und Stadtplanung und Gender Mainstreaming ein.

Um die Wichtigkeit einer hauptamtlichen Gleichstellungsbeauftragten aufzuzeigen, nahm sie diesen Posten von 1990 bis 1992 ehrenamtlich wahr – und hatte Erfolg. Im Juni 1992 beschloß der Rat der Stadt Lippstadt eine hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte einzustellen.

Josephine Driller

Josephine Driller wurde 1930 in Paderborn-Benhausen geboren. Sie unterrichtete Deutsch, Katholische Religion und Erdkunde an der Drost-Rose-Realschule.

Nach ihrer Pensionierung 1992 studierte sie Literaturwissenschaft in Paderborn und promovierte 2005 zum Dr. phil. mit der Dissertation „O du gießender Gott in deiner Gabe!“.

Ihr ehrenamtliches Engagement erstreckte sich über viele Bereiche.

Sie leitete das seit 1975 bestehende Lippstädter Blockflötenensemble und ist seit langem Mitglied in der Europäischen Märchengesellschaft.

Von Anfang an wirkte Frau Dr. Driller im Arbeitskreis Frauengeschichte in Lippstadt mit.

Für eine Ausstellung und Dokumentation im Stadtarchiv 2006 zu den Schicksalen der vor allem aus Ost- Europa stammenden Zwangsarbeiterinnen der NS-Zeit in Lippstadt hat sie sich auf Spurensuche begeben und Akten durchgesehen, Gespräche geführt und vieles mehr.

Für das 2011 erschienene Lesebuch des Arbeitskreises Frauengeschichte, „Frauenleben in Lippstadt“, hat Frau Dr. Driller mehrere Beiträge verfasst.

Die Beschäftigung mit der Hexenverfolgung stellt einen Schwerpunkt ihrer historischen Arbeit dar. Sie hat darüber bereits in vielen Schulen, Vereinen und sonstigen Gruppen Vorträge gehalten. Für das Buch „Frauenleben in Lippstadt“ verfasste sie mehrere Artikel. Ein Schwerpunkt ihrer historischen Arbeit war die Hexenverfolgung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quellen: Lippstädter Spuren 23/10 „Frauenleben in Lippstadt“
Verschiedene Ausgaben „Der Patriot“
Vorschlagsschreiben für die „Lippstädter Rose“ Dr. Claudia Becker, Daniela Franken

Bild: Eigenhändig Unterschrift
Bild aus dem Stadtarchiv Lippstadt, St.R.B 1976