„Der kann weg!“

Als Baum in Lippstadt zu stehen ist kein Vergnügen, die Chance groß und stattlich heranzuwachsen gering

Was soll man auch mit diesen großen Bäumen in der Stadt machen? Meistens sind sie im Weg oder behindern den LKW-Verkehr. Sie sind ein Sicherheitsrisiko für Auto-, Radfahrer und Fußgänger. Also werden sie massiv gestutzt oder gefällt. – Es sei denn, sie stehen unter Denkmalschutz. Aber welcher Baum kann das schon von sich behaupten? Für die meisten von ihnen ist dieses Ziel unerreichbar.

Ohne Baumkataster und ausreichende Baumexperten in der Verwaltung, fristen sie hier ein „stiefmütterliches“ Dasein. In der Regel sind sie im Weg, krank oder gefährden den öffentlichen Raum.
Keine Rede davon, dass Bäume für Sauerstoff und CO2-Reduktion sorgen, den Menschen in Stadt und Land ein kühleres Klima verschaffen, Bodenerosion verhindern, Feinstaub binden, … und nicht zuletzt – gegen die graue Tristesse der Innenstädte – für ein lebenswerteres Umfeld sorgen. (Wer sitzt nicht lieber unter einem Baum als zwischen Betonwänden?)

Und um es gleich vorweg zu sagen: „Ersatzpflanzungen“ sind keine Lösung! Wird z.B. eine 100 jährige Eiche gefällt, müssten, um im nächsten Jahr die gleiche CO2-Bindung zu erzielen, hundert zehnjährige Eichen neu gepflanzt werden (nachzulesen u.a. hier: https://www.naturimgarten.at/files/content/files/klimabaum.pdf).

In Sonntagsreden hört man die positiven Argumente wohl, doch zeigt sich in der Praxis ein anderes Bild. Nichts gegen Kopfweiden, japanische Zierkirschen und Neupflanzungen, aber sie tragen nun mal erheblich weniger zur Klimaresilienz bei als große Laubbäume mit entsprechender Krone.
Eine Baumschutzsatzung? Kommt nicht in Frage! Eine Selbstverpflichtung der Stadt?
Nicht notwendig! Ein Baumkataster? Kommt irgendwann! Und wenn Bäume zu groß werden, macht man sie kurzerhand zu „Kopfweiden“, die zurückgeschnitten werden müssen.
Zuletzt geschehen am Parkplatz in der Bückeburger Straße. (Wer braucht eigentlich noch die vielen Kopfweiden?)

Wir beklagen die Vernichtung der Regenwälder in Lateinamerika und in Afrika, sind aber selbst nicht in der Lage, genügend Bäume und Natur in der eigenen Umgebung zu erhalten, um der Erderwärmung etwas entgegenzusetzen.

Aber vielleicht hat sich die Diskussion um das Grün in den Städten (wie auf dem Land) mittlerweile erübrigt, denn während der 1,5 Grad-Zug längst abgefahren ist, stehen wir ziemlich einsam und verlassen auf dem windigen Bahnsteig herum. Wie sagte vor einigen Jahren ein älterer Herr so treffend: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“

Notizen am Rande:

Letzte Woche konnte man bei ZDF-info sehen und hören, dass sich Wissenschaftler der NASA auf den Weg zum Mars machen wollen, weil wir u.a. aufgrund der Ausbeutung unseres Planeten eine Alternative bräuchten. Der andere Grund war ein möglicher Kometeneinschlag.

Vielleicht wird deshalb die Wasserstoffproduktion so gehypt? Mal schauen, wann es Fördergelder für „Marsflugkörper“ gibt.