Für die Lippstädter Grünen hängen die Gesundheitskrise und der Klimawandel eng zusammen. Deshalb fordern sie, gerade jetzt auch die Anstrengungen für den Klimaschutz zu verstärken und weisen auf die Dürre auf den Feldern in der Soester Börde hin oder die Waldbrände im Arnsberger und Teutoburger Wald.
„Mit der Corona-Krise verschwinden nicht einfach andere, bereits bestehende Herausforderungen der Menschheit. Ganz im Gegenteil: Corona schärft noch einmal den Blick auf Bedrohungen wie den Klimawandel und das Artensterben sowie die Notwendigkeit, hier nun endlich entschieden zu handeln, denn auch der Boden und der Wald sind systemrelevant“, betonen die Fraktionssprecherin Ulla Jasperneite-Bröckelmann und Heinz Gesterkamp.
Für die Grünen zeichnet sich nämlich immer deutlicher ein direkter Zusammenhang zwischen Gesundheits-, Klima- und Biodiversitätskrise ab. Eine wesentliche Ursache ist die rasant fortschreitende Zerstörung des Lebensraumes von Wildtieren. Ablesen lässt sich dies an den neuen Infektionskrankheiten zwischen Mensch und Tier, deren Zahl sich stetig vergrößert. Dieser Lebensraumverlust wird vorangetrieben durch die Vernichtung von Wäldern für landwirtschaftliche Nutzung, Bergbau, Erdölförderung und tägliche Flächenversiegelung sowie in der Folge davon durch einen beängstigend schnell ablaufenden Klimawandel. Wildtiere kommen notgedrungen in direkten Kontakt mit dem Menschen wie auf dem Markt für lebende Tiere in Wuhan.
Die genetische Eintönigkeit in den Ställen und die enge Stallhaltung von Millionen Nutztieren, die in der industriellen Landwirtschaft vorherrschen, bereiten weiteren Nährboden für die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Biologen sehen deshalb eine wirksame Vorsorge gegen Epidemien der Art, wie wir sie gerade mit Corona durchleben, u.a. darin, dass die natürliche Vielfalt konsequent geschützt wird und die Möglichkeit zu räumlichem Abstand zwischen Wirtstieren und dem Menschen besteht. „Intakte regionale Ökosysteme und globaler Klimaschutz fördern auch den gesundheitlichen Schutz der Menschen und sind außerdem finanziell günstiger als ruinöse Pandemien“, so die beiden Grünen.
„Ressourcenforscher und Ökologen warnen nicht nur vor der Zerstörung der Artenvielfalt und intakter Lebensräume, weil ausgeräumte und leblose Landschaften auf uns bedrückend wirken, sondern weil sie auch lebensgefährlich für uns werden können. Biodiversität ist eine Überlebensfrage für die Menschheit“, unterstreicht Ulla Jasperneite-Bröckelmann.
„In den meisten Fällen bemerken wir es ja gar nicht, wenn eine Art nicht mehr da ist. Oft wird deswegen auch über den Artenschutz gespottet, wenn z. B. ein Feldhamster den Bau eines Autobahnabschnitts „verzögert“ oder ein paar „schrumpelige Kröten“ einer Unterführung im Wege stehen, weil sich den meisten Menschen die Bedeutung der seltenen Tiere für das Ökosystem nicht sofort erschließt. Das geht erst über drei Ecken, bis es bei uns ist“, erläutert die Fraktionssprecherin.
Außerdem stellen neben diesen Gefahren die Schädigungen und Vorerkrankungen der Atemwege eine weitere wesentliche Ursache für die hohe Sterblichkeit von Covid-19 dar. Eine aktuelle Studie der Harvard School of Public Health ergab, dass die Zunahme von nur 1µg/m³ an Feinstaub mit einer 15%igen Zunahme der Sterblichkeit durch Covid-19 einhergeht.
„ Der Einfluss der Langzeitbelastung durch Luftverschmutzung ist bislang unterschätzt worden und gilt mittlerweile als eine der wichtigsten Ursachen für Herz-Kreislauf und Lungenerkrankungen“, hebt Heinz Gesterkamp hervor.
Eine grüne Agenda mit konsequentem Klima- und Artenschutz bedeuten demnach für ihn auch effektiver Gesundheitsschutz. „Jetzt ist natürlich Zeit für akute Rettungsmaßnahmen von Menschenleben und wirtschaftlichen Existenzen, um Insolvenzen und Arbeitslosigkeit auch in der Lippstädter Gastronomie und im Hotelgewerbe sowie im Handel in der Innenstadt zu stoppen. Aber Geld, das möglicherweise bald in Konjunkturprogramme fließen wird, ist jedoch verlorenes Geld, wenn es nicht Nachhaltigkeit einfordert sowie eine funktionierende öffentliche Daseinsvorsorge und den Schutz von Gemeinschaftsgütern achtet“, so Jasperneite-Bröckelmann.
„Green Investments“, die das Klima schonen und die Artenvielfalt fördern, würden die Volkswirtschaften stärker machen als sie vor der Krise waren, erläuterte in diesen Tagen auch eine Gruppe von 180 europäischen Politikern*innen, Firmenchefs und Gewerkschafter*innen, Nichtregierungsorganisationen sowie Wissenschaftlerinnen,(initiiert von Pascal Canfin, dem Vorsitzenden des Umweltausschusses des Europa-Parlaments).
„Der Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaft, der Schutz der Artenvielfalt und die Umgestaltung der Agrar- und Lebensmittelindustrie bieten die Möglichkeit zum schnellen Aufbau von Jobs und qualitativem Wachstum – und können dazu beitragen, Gesellschaften widerstandsfähiger zu machen“, heißt es darin.
Die Lippstädter Grünen dringen darauf, dass nun auch die Politik mit dem möglichen ökonomischen Schub die Chance für die dringend benötigte Energie-, Ernährungs- und Verkehrswende endlich entschlossen nutzt, denn das Geld ist nicht doppelt da.