Hochwasser-Amnesie im Sportausschuss – Kunstrasenplatz wird am Jahnplatz geprüft

Die Verwaltung hatte auf die Tagesordnung des Sportausschusses am 13.05. die Prüfung für die Umwandlung des Ascheplatzes am Jahnplatz zu einem Kunstrasenplatz zur Diskussion gestellt.
Nur die Fraktion der GRÜNEN hält diese geplante Umwandlung in dem bekannten Überschwemmungsgebiet für absoluten finanziellen und ökologischen Unsinn.

Dominik Kaufmann Sportausschuss Mitglied stellt klar: „Hallenkapazitäten im Winter sind knapp und wir verstehen die Wünsche der Jugendlichen und Vereine. Und als Fußballspieler weiß ich, es gibt schöneres als auf Asche zuspielen. Ein Kunstrasenplatz am Jahnplatz ist allerdings aus vielen Gründen die falsche Lösung.“

Kunstrasen ist für viele Vorteile im Spielbetrieb bekannt: ganzjährige Bespielbarkeit, geringerer Pflegeaufwand und eine moderne Optik, doch die Standortwahl im Hochwasserbereich wirft aus Sicht der GRÜNEN schwerwiegende Fragen auf.

Anders als Ascheflächen, die Wasser zum Teil aufnehmen und versickern lassen können, besteht ein Kunstrasenplatz aus mehreren wasserundurchlässigen Schichten. Das bedeutet: Bei Starkregen oder Überflutungen kann das Wasser nicht einsickern, sondern wird oberirdisch abgeleitet – mit der Folge, dass es schneller in umliegende Gebiete gedrückt wird, insbesondere bei zunehmenden Extremwetterereignissen infolge des Klimawandels. Dies widerspricht den Zielen des Hochwasserschutzes. 

Hinzu kommt, dass Kunstrasen aus Kunststoff besteht. Laut einer Studie der Universität Newcastle von 2025 nimmt jeder Deutsche wöchentlich etwa fünf Gramm Mikroplastik zu sich. In etwa die Größe einer Kreditkarte. Diese Partikel gelangen über die Nahrung, das Trinkwasser und sogar die Atemluft in die Körper. Weitere Studien zeigen, dass Kunstrasenplätze neben Reifenabtrieb zu den größten Quellen von Kunststoffabrieb im urbanen Raum gehören. Ein Eintrag in Flüsse und Grundwasser ist in Überschwemmungsgebieten besonders schwerwiegend und widerspricht den Zielen des Umwelt- und Gewässerschutzes. 

Bei diesem geplanten Kunstrasenplatz gelangt Mikroplastik in die Lippe – damit auch direkt ins Naturschutzgebiet und gefährdet zusätzlich viele geschützte Arten wie Eisvogel und Biber. Des Weiteren stellt sich die Frage der Wirtschaftlichkeit. Laut Aussage der Verwaltung wird allein die Erstellung des Kunstrasenplatz mindestens 750.000,00 € kosten. 

Hochwasser kann den Kunstrasen erheblich beschädigen und kostspielige Reparaturen oder sogar einen Austausch erforderlich machen. Das widerspricht einer langfristigen Investitionssicherheit. Die CO2-Bilanz bleibt bei der Investitionsbetrachtung völlig unberücksichtigt. Auch die Ersparnis bei den Pflegekosten im Vergleich zu einem Rasenplatz halten sich bei zwei weiteren Plätzen in der unmittelbaren Nachbarschaft in Grenzen.
„Das Argument der Bespielbarkeit im Winter zieht an der Stelle nicht wirklich, wenn der Platz dann bei Hochwasser unter Wasser steht,“ ergänzt Cordula Ungruh, sportpolitische Sprecherin der Lippstädter GRÜNEN. 

Bürgermeisterkandidatin Elisabeth Körner fasst zusammen: „Es reicht doch, dass wir bei der Jahnsporthalle mit dem Hochwasser- und Grundwasser zu kämpfen haben, da müssen wir nicht noch eine hochwasseruntaugliche Sportanlage in diesem Gebiet bauen. Wir als Grüne haben jedenfalls keine Hochwasser-Amnesie, sondern schauen den Realitäten ins Auge.“ 

Die GRÜNEN plädieren für eine naturnahe Modernisierung des Platzes. Nur so lässt sich Sportförderung mit Umweltverantwortung und Hochwasserschutz in Einklang bringen.