Die Fusion der Lippstädter Kliniken ist ein wichtiger und richtiger Schritt, um die Gesundheitsversorgung in unserer Region nachhaltig zu sichern. Sie stärkt die medizinische Infrastruktur und bringt auch für die Beschäftigten in den Häusern neue Perspektiven und Stabilität. Dennoch sehen wir die aktuellen Auswirkungen auf die Versorgungslage von Frauen mit Sorge.
Nach der Fusion wird das Evangelische Krankenhaus (EVK) nur noch in absoluten Ausnahmefällen – bei akuter Lebensgefahr für die Mutter – Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Bisher wurden dort jährlich etwa 15 Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt, die fast ausschließlich durch medizinische Indikation begründet waren. Diese Entscheidung, die auf der Anwendung katholischer Grundsätze beruht, führt dazu, dass Frauen in medizinischen und auch emotional sehr belastenden Notsituationen künftig auf andere Kliniken in der Region ausweichen müssen.
Auch wenn das EVK versichert hat, betroffenen Frauen weiterhin durch Beratung und Vermittlung zu helfen, entsteht hier eine Versorgungslücke, die für die betroffenen Frauen eine erhebliche Belastung darstellt. Eine wohnortnahe, umfassende medizinische Betreuung sollte auch in schwierigen Situationen gewährleistet sein – unabhängig von konfessionellen Vorgaben.
Wir sehen die Fusion der Kliniken weiterhin positiv und als unverzichtbare Maßnahme für die medizinische Zukunft in Lippstadt. Damit sie jedoch für alle Patientinnen und Patienten gleichermaßen ein Erfolg wird, muss sichergestellt werden, dass Frauen auch weiterhin in Lippstadt alle notwendigen Hilfen erhalten können. Die Versorgungslage von Schwangerschaftsabbrüchen im Allgemeinen ist gerade in den letzten Jahren zunehmend schwierig geworden. Eine Reform von §218 ist aktuell politisch eingebracht und muss dringend erfolgen um die Versorgung insgesamt sicherzustellen.
Eine erneute Betrachtung dieses Themas wäre nicht nur ein Signal für die hohe Qualität der Versorgung, sondern auch für die Menschlichkeit und Fürsorge, die unsere Kliniken prägen sollten.
Wir appellieren an die Verantwortlichen der Kliniken hier vor Ort, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten, die sicherstellt, dass keine Frau im Stich gelassen wird und die medizinische Betreuung in der Region weiterhin höchsten Ansprüchen genügt – für alle Menschen, unabhängig von ihren individuellen Lebensumständen.